Lokaler Teil zur Wanderausstellung „9.11.1938 Reichspogromnacht in OWL“ (2009)


Im September und Oktober 2010 wurde die Wanderausstellung „9.11.1938 – Reichspogromnacht in Ostwestfalen-Lippe“ in der Bürgerbegegnungsstätte Haus Werther gezeigt. Der allgemeine Teil, der in vielen Städten Ostwestfalens Station machte, wurde vom Landesarchiv NRW in Detmold in Zusammenarbeit mit weiteren ostwestfälischen Archiven konzipiert. Die Ausstellung konfrontierte die sehr zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit Fakten, die sich auf die Zeit von 1933 bis zur Reichspogromnacht bezogen. Mit Hilfe verschiedenster Text- und Bild-Dokumente aus den Archiven, die normalerweise nicht zugänglich sind, zeichnet sie die Entwicklung nach, die sich ab 1938 vollzogen hat. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten nicht nur die Synagogen, sondern in dem Jahr wendete sich für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Deutschlands alles zum Schlechteren. Diskriminierung und Ausgrenzung nahmen verheerende Formen an, die Einschränkungen im täglichen Leben wurden immer einschneidender. Verfolgung, Inhaftierung, Zwangsarbeit und Deportation waren die Stationen, die schließlich zur systematischen Vernichtung, zum Holocaust führten. Die einzelnen Etappen dieser Entwicklung wurden in der Ausstellung an konkreten Ereignissen in der Region verdeutlicht.

Foto: Plakat zur Ausstellung 9.11.1938 Reichspogromnacht in Ostwestfalen-Lippe (Quelle: privat)

Auch die juristische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft nach dem Ende des 2. Weltkriegs war Thema der Ausstellung. Der deutschen Rechtsprechung zu dieser Zeit fehlte es an Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie. Außerdem wurden auch die Erinnerungskultur und die Gedenkstättenarbeit in der jüngeren Aufarbeitungsgeschichte betrachtet.

Von besonderem Interesse für Wertheraner Bürgerinnen und Bürger waren sicher einige Kultgegenstände aus der ehemaligen Synagoge in Werther, die nach der Verwüstung des Gebäudes am 10.11.38 sichergestellt und gerettet wurden, und die nun in der Ausstellung zu sehen waren: ein Thoraschild und zwei Thoraaufsätze sowie Schmuck von Thorarollen, die nach dem Krieg der jüdischen Gemeinde Bielefeld übergeben wurden und bis heute beim Gottesdienst in der neuen Synagoge in Gebrauch sind. Diese Gegenstände waren auch der Anlass für die Konzeption und Entwicklung des lokalen Teils der Ausstellung, der unter dem Titel „Spuren. Jüdisches Leben in Werther“ die Wanderausstellung ergänzten.