Installation „Fractured Legacy“ Januar-Februar 2024 in der Synagoge in Bielefeld


Die multimediale Installation „Fractured Legacy“ der Kanadischen Künstlerin Mia Weinberg wurde ab dem 27. Januar 2024 in der Synagoge Beit Tikwa in Bielefeld gezeigt. Die Eröffnung der Ausstellung erfolgte am 27. Januar um 18.00 Uhr.

Mia Weinberg ist in London zur Welt gekommen. Ihre Ausbildung zur Künstlerin erhielt sie in Kanada. Heute lebt sie in Vancouver. Ihre Werke können multimedial, installativ, partizipativ oder kontextuell sein. Die Familie Weinberg lebte fast 300 Jahre in Werther (Westf.).

Die Installation „Fractured Legacy“ – das „zerbrochene Vermächtnis“ – handelt von der Geschichte dieser Familie Weinberg und ihren Wurzeln. In diesem Werk begegnen uns die Vorfahren der Künstlerin, darunter angesehene Mitglieder der Stadt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreiche Kaufleute und Unternehmer waren. In Werther gab es zu dieser Zeit eine jüdische Gemeinde, eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof. Die meisten Spuren davon sind der Diktatur der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen. Auch in Werther erlebte die jüdische Bevölkerung Ausgrenzung und Gewalt, sie wurde zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen oder gefangen genommen und in Konzentrationslagern ermordet. Auch in Werther gab es Menschen, die diese Verbrechen guthießen und sich sogar daran beteiligten.

Sie tauchen in der Installation nicht auf. Sie stören die Begegnung der Betrachter mit der Familie nicht. Doch durch die Worte von Kurt Wilhelm Weinberg, Mias Vater, durch seine Geschichten und Erinnerungen, tauchen deren Taten wieder auf. Aufgenommen wurde das Gespräch zwischen Vater und Tochter während einer gemeinsamen Reise – sie besuchten 1994 mehrere Orte in Werther, die in der Familiengeschichte eine Rolle spielen. Die Künstlerin begab sich auf die Spur der eigenen Herkunft und wurde von ihrem Vater begleitet auf der Suche nach der eigenen Identität: Was verbindet sie mit Werther? Was mit den allein durch historische Fotografien bekannten Vorfahren, die bis zur erzwungenen Aufgabe der Geschäfte 1938 eine Zigarrenfabrik im „Haus Werther“ betrieben? Wie bestimmt die Geschichte der Familie ihren Weg als Künstlerin, ihre Identität, ihr heutiges Leben? Und wie verhalten wir uns zu unserer Geschichte, wenn in der Installation heute verlorene Orte jüdischen Lebens in Werther auf unsere Körper projiziert werden und wir gleichzeitig von Vertreibungen und Ermordungen hören? Auch wir sind Teil dieses Vermächtnisses.

Die Synagoge Beit Tikwa ist ein besonders geeigneter Ort, der die Auseinandersetzung mit Geschichte nicht nur ermöglicht, sondern sie ausdrücklich herausfordert.

Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Museums Peter August Böckstiegel. Sie wird begleitet von einem Katalog in deutscher und englischer Sprache, sowie von einer Medienstation mit erläuternden Filmsequenzen.

Weitere Informationen erhalten sie unter https://www.miaweinberg.com/fracturedlegacy.